Die Geschichte des Faltbootes

Das Faltboot – in keinem anderen Bootstyp spiegelt sich gleichermaßen die Vergangenheit und die Moderne so sehr wieder wie in diesem Boot, bestehend aus Haut und Knochen. Da gibt es das klassische Klepper Aerius mit einem Gerüst aus Eschenholz und einem Verdeck aus Baumwolle. Die Form stammt noch aus der Mitte des letzten Jahrhunderts und wurde seit über 60 Jahren nicht mehr verändert. Auf der anderen Seite gibt es einen Nortik Argo. Ein modernes Seekajak in faltbarer Form. Ein Aluminiumgerüst wird von einer hochbelastbaren Kunststoffhaut umspannt. Und doch ist auch bei diesem Hightech-Gerät die Abstammung ganz klar zu erkennen.

Die Baidarka – Urmutter alles Kajaks

Die Urform des heutigen Kaltkajaks liefert sicherlich die Baidarka. Ein Jagdboot der Ureinwohner der Aleuten. Schon lange vor unserer Zeitrechnung gingen die Völker nördlich des Polarkreises mit solchen Booten auf die Jagd nach Seelöwen, Robben und kleinen Walen.Captain_Edward_Augustus_Inglefield_-_National_Maritime_Museum_-_Inuit_man_with_a_kayak_(pd)-Edit2Diese Baidarkas oder Qajaqs bestand aus einem Gerüst aus Treibholz und Knochen und waren mit Tierhäuten bespannt.  Lang und schlank waren die Kajaks um den Tieren schnell nachsetzen zu können. Gleichzeitig war die Formgebung auf Seetüchtigkeit und Sicherheit in der Brandung ausgelegt. Dies stellt gleichzeitig die Geburtsstunde des heutigen Seekajaks da.

Klepper Delphin – Das erste Faltboot

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Das Faltboot wie wir es heute kennen stammt aus der Feder des Architekturstudenten Alfred Heurich aus dem Jahre 1897 und bestand aus Bambusstäben und Segeltuch. Etwas später baute Heurich dann sein zerlegbares Kajak Delphin aus Eschenholz und Leinwand. 1907 verkaufte er dann die Lizenz an diesem Faltboot an den Rosenheimer Sportartikelhändler Johannes Klepper, der den Delphin in Serie fertigen ließ. Auf dem Prinzip von Heurichs Delphin basierend folgten weitere Faltkajaks aus dem Hause Klepper. Der Siegeszug des Faltboots in Deutschland nahm seinen Lauf. Weitere Faltbootwerften entstanden in dieser Zeit, von denen fast alle in den Wirren des Krieges wieder verschwanden.

Paddeln als Volkssport

In der Blütezeit des Faltboots, in den 1920er Jahren bis zum Ausbruch des 2. Weltkrieges war das Paddeln ein wahrer Volkssport. Mit dem Zug reiste man durch Deutschland und Klepper_Faltboot_Romerdas nahe Ausland und paddelte mit großem Vergnügen in Klepper Faltbooten die Flüsse, Seen und Küste ab. Aus dieser Zeit stammen auch bis heute legendäre paddlerische Meisterleistungen wie die erste Atlantiküberquerung in einem Kajak von Franz Romer im Jahr 1928. Oder Oskar Speck, der 1932 in einer 7 Jahre langen Odyssee alleine im Faltboot von Ulm nach Australien paddelte. Auch die britischen Spezialkräfte setzten im Krieg Faltboote ein, um unbemerkt in einer Nacht- und Nebel-Aktion von der Atlantikküste ins, von Nazideutschland besetzte, französische Hinterland zu gelangen und dem Feind empfindlichen Schaden in der Nachschubversorgung zuzuführen.

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Das Faltboot als Allzweckwaffe

Mit Faltbooten wurde atemberaubende Erstbefahrungen in den Alpen gemeistert. Die s.g. Alpeneskimos stürzten sich wagemutig reißende Wildbäche hinunter. Heute unvorstellbar mit einem Faltboot ins Wildwasser zu gehen. Es wurden Expeditionen in den entlegensten Winkeln unserer Erde unternommen – auf dem Nil, dem Amazonas und dem Yukon. Kurz um: Das Faltboot war überall und konnte alles.

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Neue Materialien als Konkurrenz für das Faltkajak

In den Nachkriegsjahren war an Sport und Freizeitgestaltung nicht zu denken und mit dem Wirtschaftswunder kam auch der Individualverkehr. Man war nicht mehr an den Zug als Reisemittel gebunden sondern nahm das eigene Auto. So musste das Kajak nicht mehr zwingend zerlegbar sein. Feststoffboote aus Glasfaserkunststoff kamen auf und machten dem klassischen Faltboot zunehmend Konkurrenz.

Das Kajak aus dem Rucksack – aktueller denn je.

Dennoch hat sich diese geniale Konstruktion im Kajakbau nie überlebet. Firmen wie Klepper oder Pouch sind längst Kult und die Faltbootkapitäne zelebrieren mehr einen eigenen Lebens- und Paddelstil als dass sie schnöde Kanufahren.  Dazu sind moderne und frische Hersteller wie Nautiraid, Nortik oder Pakboats gekommen, die das Prinzip Faltboot ins 21. Jahrhundert gebracht haben. Ästhetik, Funktionalität und moderne Formgebung zeichnen das Faltboot heute aus. Und immer noch spielt diese Konstruktion seine Stärken aus. Zerlegbar kann das Faltboot im Flugzeug mitgenommen werden. Viele Abenteurer, die den Globus erkunden, setzten auf die Vorzüge aktueller Faltbootmodelle. Auch im Zuge der Urbanisierung der Bevölkerung, in der Wohnraum und somit auch Lagerraum knapper wird und das Auto im Stadtverkehr große Nachteile gegenüber Bus und Bahn hat, spielen kompakte Faltbootkonzepte wie das Nortik Scubi eine immer wichtigere Rolle.

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Das Faltboot ist eines der letzten Fortbewegungsmittel das die Zeiten überlebt hat. Von seiner Urform bis in die Moderne sind viele Jahrhunderte vergangen und doch erkennt man noch seine Abstammung. Materialien und Techniken haben sich verbessert. Das Prinzip bedarf keiner Verbesserung. Blickt man in die Zukunft, wird man auch da mit Sicherheit Menschen sehen, die lächelnd in einem Faltboot unsere Flüsse und Seen befahren.

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