SUVs sind in Mode, und wie! Ob überdimensional oder kompakt, ob wirkliches Raubein oder nur hipper Blender, jeder Autohersteller muss diese unheilige Allianz aus klotzigem Geländewagen und durchgestyltem Urban-Cruiser in sein Portfolio aufnehmen. Die Sinnfrage muss trotz der Tatsache, dass jeder SUV-Besitzer nur sich selbst, seinem Gelbeutel und seinem ökologischem Gewissen Rechenschaft schuldig ist, gestellt werden.
Das Hybridkajak das SUV der Flüsse?
Ähnlich sieht es auf dem Kajakmarkt aus. Crossover-Modelle und Hybridkajaks verkaufen sich wie Zucker in Tüten und jeder namhafte Kanuhersteller möchte ein Stück vom Kuchen ab haben. Auch hier stellt sich durchaus die Frage nach der Sinnhaftigkeit und der Zweckmäßigkeit von Kajaks vom Schlage eines Pyranha Fusion, Wave Sport Ethos oder Dagger Katana.
Warum ein Hybridkajak?
Um die Antwort gleich vorweg zu nehmen, die Hybridkajaks haben absolut ihre Daseinsberechtigung und erfüllen meist einen sehr guten Zweck. Nämlich den, des abenteurfreudigen Allrounders. Also bei weitem keine Mogelpackung wie beim SUV.
Der Kajaksport ist in den letzten drei Jahrzehnten immer breitgefächerter geworden und immer mehr Nischen wurden durch immer speziellere Kajakmodelle besetzt. Das ist durchaus gut. So findet jeder Topf seinen passenden Deckel zum Paddeln, auch der ausgefallene, gusseiserne Zaubertrankkessel. Auf der anderen Seite stellt es die Menschen, die sich möglichst viele Optionen offen halten und sich nicht zwischen Flusswander- und Wildwasserkajaks entscheiden wollen, vor ein Problem. Hier haben die Hybridkajaks ihren großen Auftritt.
Crossover-Kajak, immer und überall
Besonders Einsteiger entscheiden sich gerne für ein Hybridkajak. Schließlich stehen sie noch am Anfang ihrer Paddlerkarriere und können noch gar nicht sagen, wo es sie im Kanusport mal hintreiben wird. Ein Crossover Kajak deckt da die meisten Eventualitäten ab. Spritzige Flusswanderungen auf naturnahen Bächen gehen ebenso wie Wildwasser bis Stufe III. Auch Wochenendtrips mit leichter Zeltausrüstung und sogar der spaßige Surf am Strand im Urlaub ist machbar. Das moderne Hybridkajak ist das Schweizer Taschenmesser unter den Kajaks.
Das Geheimnis des Erfolges
Das Geheimnis der Hybrid Kajaks ist die gestreckte Wildwasserform in Verbindung mit einem ausfahrbaren Skeg im Heck. Mit einem großen Kielsprung (Bananenform) erreicht das Hybridkajak eine sehr gute Wendigkeit, die ich im Wildwasser unbedingt brauche. Auf Flachwasserpassagen fahre ich einfach die Finne aus und das eben noch so drehfreudige Boot fährt plötzlich wie auf Schienen. Vom Brummkreisel zur Draisine. Im Hybrid Kajak sind dem Paddler kaum Grenzen gesetzt. Möchte ich mich trotzdem auf den Weg machen, diese Grenzen zu suchen, schluckt das, für Hybrid Kajaks typische Staufach im Heck problemlos mein Wochenendgepäck.
Auf die Ausstattung kommt es an
Aber auch unter den Allroundern gibt es unterschiede. Um das richtige Hybridkajak zu finden, muss ich mich fragen, wo ich mich häufiger sehe. Auf Flüssen und Seen oder doch eher im bewegten Wasser. Gutmütig und fehlerverzeihend sind sie mehr oder minder alle. Ausschlaggebend sind hier die inneren Werte, die Ausstattung in Form von Sitz, Schenkelstützen und vor allem Prallplatte oder Fußrasten.
Mit dem Hybridkajak im Wildwasser
Zieht es mich mehr in Richtung Wildwasser sollte ein Hybridkajak mit zeitgemäßer, wildwasserspezifischer Ausstattung her. Wichtig sind auf jeden Fall eine Prallplatte und ein robuster Sitz mit guten Einstellmöglichkeiten.
Eine besonders gute Figur machen in dieser Kategorie das Wave Sport Ethos, das Pyranha Fusion und auch das Robson Apex. Fusion und Ethos gibt es verschiedenen Größen und Volumina, passend für jede Körpergröße und Gewicht. Das Apex eignet sich mit seinem großen Cockpitmaßen und seinem wuchtigen Volumen besonders gut für große und schwere Paddler. Ausgeprägte Kanten im Unterschiff erlauben es dem Hypridkajak-Paddler, trotz einer stattlichen Bootslänge von um die 3 Meter, die Schiffe technisch sauber ins Kehrwasser zu zirkeln. Alle drei Kajaks gibt es auch in einer abgespeckten „Flusswander-Variante“ mit einfacherem Sitz und Fußstützen statt Prallplatte. Auch preislich liegen sie dann mit unter 1000,- € in einem durchaus konsumigen Bereich. So kostet beispielsweise der krachneue Dagger Katana in der Economy-Variante nur 899,-€.
Das Hybridkajak als Flusswanderboot
Möchte ich hingegen nur gelegentlich leichtes Wildwasser paddeln und sonst eher spritzige Kleinflüsse und kleine Seen mit leichtem Gepäck, greife ich besser zu Hybridkajaks wie dem Liquid Logic Remix XP, dem Jackson Kayak Rogue oder dem Dagger Approach.
Die Sitze sind meist nicht so aufwändig und massiv gestaltet, wie es für den Wildwassereinsatz nötig wäre. Bequem sind sie dennoch. Auch findet man hier statt einer großen Prallplatte leicht einstellbare Fußstützen vor. Das erhöht den Komfort und bietet zusätzlichen Stauraum im Vorderschiff. Mit dem serienmäßigen Skeg im Heck lassen sich auch längere Passagen über Seen gut meistern.
Abenteuer und Naturgenuss im Crossover-Kajak
Fazit: Hybrid Kajaks sind in Mode. Und wie! Eine kurzfristige Modeerscheinung sind sie allerdings nicht. Dafür erfüllen diese Kajaks einfach zu sehr einen sinnvollen Zweck und stillen das Bedürfnis vieler Paddler nach Freiheit, Abenteuer und Naturgenuss. Mit ihrem breiten Einsatzspektrum erlegen Cross-Over-Kajaks ihren Besitzern keine Zwänge auf. Das ungezwungene Paddeln inmitten der unberührten Natur, fernab der großen Tourismusströme, das ist Paddeln im Hybrid Kajak. Nur das passende Auto um an die entlegenen Einsatzstellen zu kommen braucht man dafür. Ein Auto mit viel Bodenfreiheit, Dachrehling und viel Kofferraum bräuchte man… wenn es sowas nur geben würde.