Des Deutschen liebstes Reiseziel ist Deutschland selbst und des Paddlers liebstes Reiseziel ist die Mecklenburger Seenplatte. Da das jedoch schon lange kein Geheimnis mehr ist, kann es sein, dass sich die Paddelfreunde in der Hauptsaison gegenseitig auf den Neoprenschuhen stehen. Kurz vor Pfingsten wird es also höchste Zeit für einen Insider-Tipp. Die Seen rund um die Stadt Brandenburg.
Das Mallorca des Paddlers
Warum Brandenburg? Warum nicht die Müritz? Ganz einfach. Schon mal versucht zur Feriensaison an der Müritz spontan einen Campingplatz zu buchen? Katastrophe! Und wenn du dann doch einen ergattert hast, weil du schon Jahre im Voraus reserviert hast, sitzt dir der Zeltnachbar beim Frühstück fast auf dem Nutellabrot. Nix für Leute mit Agoraphobie!
Also denkst du: Ab aufs Wasser, da hast du deine Ruhe. Pustekuchen. Die Idee haben nämlich neben den hunderten von Kanuten auch tausende von Hobbykapitänen, die in ihren Hausbooten, Motorflößen und Westentaschensegelyachten, auf Grund mangelnder nautischer Erfahrung und voll des süßen Weines, versuchen dich umzubringen. Von Land aus betrachtet haben die Versuche eines hysterisch überforderten Familienvaters ein viel zu großes Hausboot in eine viel zu kleine Schleuse zu manövrieren schon was Komödiantisches. In der selbigen Schleuse im Kajak sitzend geht’s dir da schnell mal an den Kragen.
Brandenburg, das bessere Mecklenburg für Kanuten?
Zugegeben, etwas überspitzt ist das schon. Und nicht falsch verstehen, die Müritz und die gesamte Seenplatte in traumhaft schön und als Paddelrevier eine absolute Empfehlung. Aber sind wir mal ehrlich, die Mecklenburgische Seenplatte ist das Mallorca des Paddlers. Dementsprechend voll kann es da auch mal zugehen. Wer das nicht möchte und wer in seinem Urlaub Entspannung in der Ruhe und Einsamkeit sucht, dem seien die Seen rund um Brandenburg empfohlen.
Paddelidylle am Beetzsee
Ausgangspunkt für eine schöne Urlaubsfahrt könnte der WSV Stahl Beetzsee am südlichen Ende des langgestreckten Beetzsee sein. Hier kann man sicher sein Auto parken und die erste Nacht auf dem Gelände des Bootshauses direkt am Wasser zelten. Falls man nach einer langen Anreise das Bedürfnis verspürt die trägen Glieder zu bewegen empfiehlt sich eine kleine Runde auf der großen Regattastrecke auf dem Beetzsee. Hier finden regelmäßig nationale Kanurennsport-Regatten statt und sogar die Europameisterschaft wurde hier schon ausgetragen. Das und natürlich die große Birgit Fischer, die einige Kilometer weiter nördlich in Bollmannsruh wohnt und paddelt, macht Brandenburg zur festen Größe im Kanu(renn)sport.
Tourenvielfalt und Natur Pur
Ob man nun dem schlauchförmigen Beetzsee gen Norden folgt, der Havel nach Osten bis nach Potsdam oder sich nach Westen orientiert und mit Breitlingsee, Plauer See und Pritzberger See die „kleine“ Seen-Runde paddelt, die Möglichkeiten sind schier unendlich. Was den besonderen Reiz dieser Paddelregion ausmacht ist tatsächlich die Ruhe und Abgeschiedenheit. Hier trifft man auf dem Wasser nur selten anderer Wassersportler und wenn, dann sind es meist herrlich unaufdringliche Originale aus der Gegend. Trotzdem bietet die Wasserlandschaft rund um Brandenburg für den Paddler auch für mehrtägige Touren mit Gepäck die nötige Infrastruktur. Campingplätze, Anlegestellen und Lebensmittelmärkte findet man in etappenfreundlicher Dichte entlang seiner Paddelroute. Noch ungefilteter kann man die landschaftlich traumhafte Region entdecken, wenn man ganz minimalistisch die Outdoorvariante wählt und die Biwakplätze ansteuert oder einfach mal sein Zelt wild in den kleinen Sanddünen aufbaut. (Was ich hier ausdrücklich nicht empfehle, da untersagt!)
So oder so, Brandenburg ist das neue Mecklenburg, Grün ist das neue Pink und Wild-Zelten ist und bleibt verboten. In diesem Sinne: Auf den nächsten Paddelurlaub, auf nach Brandenburg!
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