Das Jahr Eins nach Royalex hat begonnen. Die Produktion ist endgültig eingestellt. Seit April 2014 ist auch die riesige Maschine zur Produktion der Royalex-Rohplatten verschrottet. Es war die Einzige ihrer Art. Was folgt nun diesem revolutionärem Material nach?
Royalex ist tot und wurde zu Grabe getragen. Die Gründe dafür kannst du hier nachlesen.
Kaum noch Royalex Kanadier in Deutschland
Viele Kanadier-Hersteller haben sich kurz vor Produktionsende noch mit den Rohplatten eingedeckt. Allerdings können dieses Platten nur ungefähr ein bis anderthalb Jahre gelagert werden, danach müssen sie thermisch verarbeitet werden. Das und die große Nachfrage nach den letzte Royalex Booten, besonders in Nordamerika, führt dazu, dass wir hier in Europa royalextechnisch im wahrsten Sinne des Wortes auf dem Trockenen sitzen. Von MadRiver gibt es praktisch keine Kanadier in Royalex mehr und auch OldTown Kanadier aus Royalex sind nur noch ganz vereinzelt zu finden. Lediglich von unserem einzigen europäischen Hersteller von Royalex Booten können wir noch relativ problemlos Boote beziehen.
Die Kölner Bootsbauer von Gatz haben sich ganz gut mit Royalex eingedeckt und können noch alle Modelle liefern. Natürlich ist auch das nur eine Frage der Zeit, bis Gatz ebenfalls keine neuen Royalex Kanadier mehr liefern kann.
Die letzten Boote sind selten und preisintensiv
Die letzten ihrer Art unter den Royalex-Booten sind nicht nur rar sondern auch teuer geworden. Wen verwundert das? Schließlich war dieses ABS-Vinyl-Sandwich-Material die Krone der Kanadierschöpfung. Jetzt ist sie ausgestorben. Für einen lebenden Tyrannosaurus Rex würde man auch viel Geld hinlegen. Da sind die 2200,-€, die man für einen Kanadier aus Royalex mindestens hinlegen muss doch ein Schnäppchen und gleichzeitig eine gute Investition!
Was kommt nach Royalex?
Es gibt erste vorsichtige Versuche mit neuen Materialien. Nova Craft hat ein Material entwickelt namens Tuff Stuff das wohl ähnliche Eigenschaften wie Royalex haben soll. Bisher wurden aber noch keine Boote in Serie gebaut und ausgeliefert.
Hier sieht es aber wenigstens in absehbarer Zeit nach Serienreife aus. Ganz anders bei Esquif. Auch die Stechpaddelprofis aus Kanada versuchen sich nämlich an einem Royalex-Nachfolger. Ihr ABS-Sandwich-Material mit Schaumkern nennt sich T-Formex und wurde auf dem Wasser bisher seltener gesichtet als Bigfoot in der Innenstadt von Wanne-Eickel.
Armerlite als gute Alternative zum Royalex
Der heißeste Kandidat auf die Thronnachfolge ist und bleibt Armerlite. Bis letztes Jahr unter dem Namen Robson bekannt, vertreiben die Bayern ihre leichten und robusten Kanadier jetzt unter dem Markennamen Armerlite. Nettes Nebenprodukt: Die schwarzen, gewobenen Nylonfasern sehen Carbon zum Verwechseln ähnlich und ergeben so eine ausgesprochen edle Optik. Auch der Preis ist durchaus attraktiv. Den Armerlite Brooks 15 bekommt man schon für 1899,-€.
Neue Entwicklungen brauchen Zeit
Das neue Zeitalter nach Royalex hat begonnen aber eine echte Vormachtstellung hat, global gesehen, noch kein Material für sich beanspruchen können. Dafür ist es auch noch zu früh. Wichtig wäre es, dass sich EIN Material herauskristallisiert. In puncto Qualität, Robustheit und Wirtschaftlichkeit der größte gemeinsame Nenner, auf den sich alle Hersteller einigen können. So wie es bei Royalex war. Immerhin steckt viel Knowhow, Zeit und nicht zu Letzt Geld hinter der Entwicklung neuer High-Tec-Materialen. Dass jede Firma sich eigene Entwicklungsarbeit leistet und jeder ein eigenes Konkurrenzprodukt zu dem des Mitbewerbers anbietet ist in unserer Branche nicht möglich. Auch wenn es wünschenswert wäre. Schließlich würde so der stete Konkurrenzkampf den Entwicklungsdruck hoch halten und die Gefahr eines erneuten Vakuums, wie es nach dem Wegfall von Royalex entstand, wäre sehr viel geringer. Aber wie gesagt, so potent ist dieser Wirtschaftszweig nicht.
Breites Interesse an Royalex-Nachfolger
Für die Firmen, die diesen Entwicklungsaufwand betreiben, kann es erst ökonomisch interessant werden, wenn alle Hersteller von Kanadiern zusammen einen breiten Absatzmarkt für das neuentwickelte Material bilden. So weit ist es aber noch lange nicht. Viele Versuche stecken noch in den Kinderschuhen oder stellen sich gleich als Totgeburt heraus. Einzig das deutsche Armerlite hat schon Laufen gelernt. Und ehrlich gesagt, es läuft verdammt gut!